Ich hatte ja so eine Ahnung, dass ich mich durch meine Tätigkeit in der Hundeschule nicht sooo intensiv um Lilly kümmern kann, wie ich es normalerweise tun würde, wenn ich „sonst nichts zu tun hätte“!!!
Lilly ist nun seit einem Jahr bei mir, sie wurde ein halbes Jahr durch Ruby miterzogen und begleitet. Ich ließ sie nebenherlaufen, was für mich erstmal bedeutete, dass sie lernen musste sich an mir und Ruby zu orientieren.
Sie wurde mit einem Geschirr, einer Plakette, auf der ihr Name steht und meiner Handynummer ausgestattet…und los gings nach draußen.
Einmal rufen und weitergehen war mein Plan.
Hat geklappt 😊
Manchmal hat es etwas gedauert ☹
Sie kommt definitiv zurück😊
Vorher arbeitet sie sich aber den Reiz ab ☹…ohne mich!
Das sich das ändern muss ist mir bewusst.
Nun habe ich Zeit.
Die Hundeschule ist erstmal für den üblichen Betrieb geschlossen und Lilly hat meine volle!!! Aufmerksamkeit.
Wo soll ich anfangen? Zu Hause. Ja genau, dass ist der Bereich, den Madame verteidigt.
Man kennt das ja, die Haustürklingel wird betätigt und so ein wildgewordener Bürstenkopf rennt Wut schnaubend, Zähnen zeigend zur Tür, springt dagegen, versucht unter dem Türrahmen durchzukommen. Ein wahrlich imposantes und furchteinflößendes Bild.
Das passiert aber nicht nur, wenn jemand gewagt hat durch den Vorgarten zur Tür zu kommen, nein, auch wenn irgendjemand es wagen sollte, am Zaun vorbeizugehen.
Unser Derwisch regt sich dermaßen auf, man versteht sein eigenes Wort nicht mehr.
Zitat meines Mannes:“ Im TV gibt es doch Hundetrainer, die kriegen das alles ganz flott in den Griff…guck dir doch mal so eine Sendung an 😡. Mein Stimmungsbarometer ist dann kurz vor der Explosion, so hoch ist es angestiegen.
Ja natürlich kann „Mann“ das auch Trainieren, jeder! kann das Trainieren, es ist kein Hexenwerk. Man (Frau) braucht nur Zeit und keine Kritik.
Also üben Lilly und ich das jetzt:
Lilly: Ich höre etwas... ich rege mich auf… und rase los
Ich: Leider zu spät, zu langsam reagiert.
Nächste Möglichkeit abwarten.
Lilly: Ich höre etwas... ich rege mich auf…
Ich: Namensreaktion…beim „Michangucken“ Superleckerli gezückt… abgeholt… Ruhe im Karton.
Erstmal eine Unterbrechung geschafft, juhu.
Natürlich gibt es noch einige andere Möglichkeiten, um so ein Verhalten umzulenken, aber dieser Knirps ist schon speziell, schnell und hat sowas von einem eigenen Kopf, das wird noch spannend.
So eine ähnliche Situation kennt man ja dann auch draußen auf dem Spaziergang.
Bei uns in der Siedlung gibt es jede Menge Läufer, Jogger und Geher.
Einen davon mag Lilly nun ganz und gar nicht. Und dieser Mensch mag es auch nicht angeblafft und verfolgt zu werden.
Mein Gott ist mir das dann peinlich.
Nun sind die meisten Menschen nicht bereit dir bei der Erziehung deines Hundes zu helfen.
Warum auch.
Es ist dein Hund und dein Problem. Hätten sie gerne eigene Probleme, würden sie sich einen eigenen Hund holen.
Aber wie kommt man aus so einer Situation wieder heraus? Eigentlich ist es ganz einfach.
Management ist das Zauberwort.
Also bleibt die längere Leine am Hund. Jetzt ist schon mal gewährleistet, dass Lilly nicht die Möglichkeit hat, die Verfolgung des Gehers aufzunehmen. Mittlerweile kennt sie seinen Geruch und würde ihn aufspüren, bevor man ihn sieht, um ihn dann vertreiben zu können.
Wir sind also wie jeden Morgen unterwegs und was soll ich sagen, da ist er auch schon. Dieser Mann geht wirklich JEDEN Tag. Respekt.
Ich habe mir angewöhnt wieder schmackhafte Hundeschmankerl mitzunehmen. Mit einer so lala Belohnung brauch ich Lilly gar nicht erst kommen.
Lilly: Geher gesichtet…ich reg mich auf und knurre
Ich: Geher gesichtet…ich begrenze sie
Lilly: Hey, was soll das?... du verdirbst mir den ganzen Spaß…
Ich: Lass das, guck mal ich habe etwas Besseres für dich, das macht auch Spaß…
Lilly: Echt…?
Ich: Siehste!
Kurzfassung!!!
Und so üben wir uns täglich durch den Strom von Gehern, Joggern, Rollstuhlfahrern und Hunden, die uns ach so plötzlich über den Weg laufen.
Zu anderen Zeiten und an anderen Orten, wo Unerwartetes geschehen kann.
Es dauert halt so lange wie es dauert, bis Lilly mir vertraut, an mich glaubt und mir die Verantwortung für uns beide ganz überlässt.
In diesem Sinne Frohe Weihnachten allen da draußen, Kopf hoch, Krone richten und auf ein Neues, sogar auf ein Neues Jahr.
Bleibt alle gesund! 😘