Ich fand die Idee großartig dabei sein zu dürfen, wenn Emma ihre Welpen bekommen würde.
Wann bekommt man schon die Möglichkeit von Anfang an dabei sein zu können.
An dieser Stelle schon ein dickes Dankeschön an ihre Besitzerin.
Und dann habe ich mir überlegt, dass es doch bestimmt noch großartiger wäre, wenn ich von Beginn an berichte, wie so eine Schwangerschaft bei Hunden abläuft, vom Einsetzen der Hitze bis zum Abholen der Welpen.
Wer Lust auf diese Reise hat, möge sich in die Erste Klasse begeben und mit uns gemeinsam in die Welt einer werdenden Hundemamma eintauchen.
Unsere Reise beginnt mit dem Zyklus der Hündin.
Der sogenannte Zyklus besteht aus mehreren aufeinander folgenden Phasen, die ich gerne kurz zusammenfassen möchte.
Anöstrus: Zyklusruhe
Proöstrus: Vorbrunst
Östrus: Brunst
Metöstrus: Nachbrunst
Als Anöstrus bezeichnet man - salopp gesagt- die Phase, wenn die Hündin keine Zeit für Welpen einplant.
Anöstrus = nix Östrus, nix Brunst.
Die Phase relativer Eierstockruhe.
Die Länge des Anöstrus ist sehr variabel und bestimmt die Zeit zwischen zwei Läufigkeiten.
Die Sexualhormone bleiben auf einem Level oder schwanken nur leicht. Jetzt ist die Hündin für nicht kastrierte Rüden sexuell nicht attraktiv. Wie lang diese Zeit anhäl,t ist von Tier zu Tier unterschiedlich.
Sie dauert in der Regel mehrere Monate an und endet erst mit der Einleitung des nächsten Proöstrus oder auch Voröstrus genannt und so mit der nächsten Läufigkeit.
Im Gehirn wird zum Ende des Anöstrus GnRH (Gonadotripin-Releasing-Hormone) ausgeschüttet.
GnRH bewirkt im Vorderlappen der Hirnanhangdrüse die Ausschüttung von FSH (Follikel-stimulierendes Hormon).
FSH bewirkt am Eierstock die Anbildung von Eibläschen (Follikeln)
In den Eibläschen am Eierstock wird nun viel Östrogen gebildet. Die Östrogene werden daher auch oft „Läufigkeitshormone“ genannt.
Jetzt geht es los, der Proöstrus beginnt.
Folgendes passiert jetzt nach und nach:
Die Gebärmutter- und Scheidenschleimhaut quillt auf.
Der Muttermund öffnet sich.
Die Blutungen riechen für den Rüden gut.
Eine Rückmeldung an das Gehirn sagt, dass die Eizellen reif sind, woraufhin LH (gelbkörperbildenes Hormon) ausgeschüttet wird.
Der Anstieg von LH löst 18-24 Stunden später die Eisprünge aus. Der LH Anstieg bewirkt am Eierstock die Umwandlung der gesprungenen Follikel in Gelbkörper. Die Gelbkörper bilden Progesteron.
Das Progesteron wird auch Trächtigkeitshormon genannt.
Das Progesteron bewirkt, dass der Muttermund sich verschließt, die Gebärmuttermuskulatur entspannt und sich Schleim in der Gebärmutter bildet.
Außerdem ermöglicht Progesteron, dass sich die Eier einnisten können und bereitet das Gesäuge auf die Milchbildung vor.
Progesteron nimmt vor der Geburt wieder ab. Das ist auch nötig, da sich die Gebärmuttermuskulatur nicht zusammenziehen könnte und immer noch im Entspannungsmodus wäre.
Man könnte auch sagen, … befindet sich jetzt in der Verliebt- Verlobt-Phase 😉.
Sie lebt mit einem ihr sehr vertrauten Rüden zusammen. Die beiden turteln was das Zeug hält.
Verhaltensbiologisch lässt sich nun sehr genau beobachten, dass Emma zunehmend Kontakt zu ihm aufnimmt. Sie zeigt Spielverhalten, parallel laufen, Kontaktliegen usw. .
Es gibt bei den Haushunden die Fähigkeit zu Langzeit-Paarbindungen. Aber das heißt nicht, dass ER sich jetzt seine Sache sicher sein darf. SIE möchte umworben werden. Es gibt kein „Gewohnheitsrecht“. Das wäre ja noch schöner!
Also mein Lieber, alles auf Anfang und gib alles. Nichts ist umsonst, (aber alles ist vergeblich - bei dir- du bist leider kastriert) willkommen im wahren Leben, man kriegt nicht immer was man möchte.
Für die Rüden ist diese Zeit schon sehr spannend und aufregend.
In der Zeit der Vorbrunst beginnt die Hündin zu bluten. Sie markiert viel mit ihrem Urin, um auf sich aufmerksam zu machen und wird u. U. richtig zickig gegen andere Hündinnen.
Die Scheide schwillt an, der blutige Ausfluss dauert 5-15 Tage. Viele Hündinnen halten sich durch Lecken sauber, andere tropfen vor sich hin und haben ständig einen Menschen in der Nähe, der ihnen den Boden sauber wischt …
Noch zeigt sie keine Paarungsbereitschaft und tut das auch kund. Zu aufdringliche Rüden werden weggeknurrt, abgebissen und zum Teufel gejagt.
Auch diese Zeit hat Emma nun schon hinter sich gebracht. Was jetzt folgt ist die nächste Phase.
Der Östrus.
Die Konzentration an Östrogen ist nun sehr hoch. Es kommt zum Eisprung im ersten Östrusdrittel. Die Eier können sich auf den Weg in den Gebärtrakt begeben, wo sie dann auf die Befruchtung warten.
Es kommt nicht nur zu einem Eisprung, Emma kann das mehrmals und mehrere Tage lang. Daher ist sie für ein kurze Zeit, „aufnahmebereit“.
Äußerlich erkennen wir das durch die Scheidenschwellung.
Die Blutung hört auf oder erscheint nur noch als fleischfarbener, wässriger Ausfluss. Auch an ihrem Verhalten den Rüden gegenüber verändert sich einiges.
Aber bitte nicht jedem Dahergelaufenen.
Es muss schon der Richtige sein.
Einer, der etwas auf sich hält, der den Nachwuchs auch versorgen könnte. Nicht so ein Schnösel mit Flaum und Pickeln im Gesicht. Ein gestandenes Mannsbild, das Verantwortung übernimmt wenn`s ernst wird.
Bei Berührung der Rutenwurzel legt die Hündin die Rute zur Seite. Jetzt heißt es aufpassen, wenn kein Nachwuchs geplant ist! Aber Emma darf 😊.
Als Läufigkeit bezeichnet man beide Stadien: Proöstrus und Östrus.
Hier sei ganz deutlich daraufhin gewiesen: hört die Blutung der Hündin, auf geht es erst richtig los!!! Dann ist die „Hitze“ noch nicht vorbei.
Nun wird es spannend.
Wir erinnern uns: zwei Tage nach dem Anstieg von LH springen die Eizellen.
Sie brauchen dann noch 2 Tage, um Befruchtungsfähigkeit zu erlangen. Sie behalten diese Fähigkeit für 3-4 Tage.
Die Spermien sind für ca. 6 Tage befruchtungsfähig!!
Meist ist die Hündin klüger als der Mensch und weiß wann der richtige Zeitpunkt für die Befruchtung ist.
Die erfahrenen Rüden wissen es auch.
Optimal wäre es nun, wenn der Auserwählte einige Zeit zur Verfügung hätte, um den richtigen Zeitpunkt nutzten zu können.
Aber das Leben ist kompliziert und so lief es bei Emma auch nicht ganz so einfach (für die Menschen).
Hier kamen noch einige andere Faktoren hinzu.
Falscher Zeitpunkt, nicht der Richtige, der falsche Ort …
Emma hatte das Glück, sich „ihren Rüden“ aussuchen zu dürfen!
Rüde Nummer 3 sollte es sein.
Dann auch noch zum richtigen Zeitpunkt, an einem für den Menschen total blöden Ort… an der Straße, in aller Öffentlichkeit.
Vorher hatten die beiden doch so einen schönen, nicht einsehbarer Garten, dann auf den Spazierweg noch ein wunderschönes Auslaufgebiet in der Natur … aber nein, erst auf dem Heimweg, an der Straße, haben die beiden es sich dann “gemütlich“ gemacht.
Ich möchte an dieser Stelle einmal etwas ganz deutlich sagen: Es wäre mehr als wünschenswert, wenn ALLE Hundehalter, die ihre Hündin decken lassen möchten, soviel Einfühlungsvermögen zeigen, damit die Hündin den Deckakt als normal und positiv erleben kann.
Wenn die Hündin „steht“, meint man, dass sie bereit ist für den Deckakt.
Der kann sich aber schon etwas in die Länge ziehen. Erfahrene Rüden mühen sich nicht ständig ab, sondern wissen ganz genau, wann es sich lohnt mit dem Werbeverhalten zu beginnen.
Ein Vorspiel, um die Hündin in Stimmung zu bringen, wäre charmanter, als drauf und los. Auch hier ist der Mensch gefragt. Möchte ich meiner Hündin so einem Holzklotz vorstellen?
Mit ihrem Auserwählten hatte Emma alles richtig gemacht.
Der erste Tag war zum Flirten da und erst am zweiten Tag durfte der Rüde den Deckakt vollziehen und das dauert…
Hier sei nochmals darauf hingewiesen, das Decken dauert!
Die Hunde müssen fest ineinanderstecken. Erst dann schwillt der Schwellkörper komplett an und es kommt zur Ejakulation.
Die Hunde stehen dann, nachdem der Rüde umgestiegen ist, mit den Hinterteilen aneinander.
15-30 Minuten muß man schon warten, bis die Hunde sich ALLEINE voneinander lösen können.
Wenn sie “hängen“ darf man nicht an den Hunden ziehen, um sie auseinander zu bringen. Schwere Verletzungen auf beiden Seiten können die Folge sein. Falls der Deckakt ungewollt stattgefunden hat, geht es anschließend zum Tierarzt und es gibt die „Pille danach“.
Auch nicht schön, aber besser als verletzte Tiere.
Ja Emma, nun heißt es warten.
Sie ist jetzt in der 4. Phase, dem Metöstrus.
Prolaktin wird jetzt gebildet und dient u.a. der Milchbildung.
Die Rüden haben jetzt keine Chance mehr auf Verpaarung.
Der Zug ist abgefahren.
Sie wird aufdringliche Rüden abschnappen und deutlich ihre Meinung sagen.
Müde ist sie.
Sie schläft viel und ruht sich aus… erste Vorboten auf die Trächtigkeit?
Es bleibt spannend.
Ein Ultraschallbild gibt es erst in 4 Wochen, dann sehen wir, ob es Nachwuchs gibt.
Bis dahin erzähle ich in der nächsten Geschichte, was sich jetzt im Verborgenen alles abspielt.
Also, kurze Pause, Zug hält an, Beine vertreten und dann wieder einsteigen für die nächste Reise ins Innere von Emma.
Wer möchte, kann sich das Paarungsverhalten von Emma und Jesper auf Youtube ansehen.
Schön zu erkennen sind das Werbeverhalten, die Aufforderungen von Emma, das Flirten und als Standbild, das Hängen, als beide Hunde miteinander"verknotet" sind.
Den link dazu findet ihr hier: