Es sind nun auf den Tag zwei Wochen her, dass die acht Racker geboren wurden.
Die Zeit verging für mich wie im Flug, für Emma war es bis jetzt eine tagesfüllende Aufgabe und Svenja ist sowieso rund um die Uhr im Einsatz.
Emma wollte in der ersten Woche nicht alleine sein, also zog Svenja mit ihrer Matratze direkt neben die Wurfkiste.
Der gemeinsame Schlafraum reichte eben nicht aus.
Emma verließ die Wurfkiste nur sehr, sehr ungern. Pippi machen, ok. Fressen, aber schnell. Und dann sofort wieder zu den Babys. Sie sah glücklich aus mit ihrer Babyschar und war erst richtig zufrieden, wenn alle 8 wieder bei ihr angedockt lagen.
In der 2. Woche erlaubte sie sich dann mal einen kleinen Ausflug in den Garten. Das tut Mutter und Babys gut.
Die Welpen sind so entspannt und zufrieden, sie haben nicht einmal gemeckert.
Stillen ist anstrengend und kräftezehrend. Daher bekommen die Welpen jetzt schon zwischendurch eine Ziegenmilchmahlzeit mit der Flasche. Sie sind alle top entwickelt und fit für die 3. Woche.
Eine Osteopathin war auch schon da und hat sie untersucht, sie sind in einem sehr guten Zustand.
Aber jetzt erzähl ich mal, was bisher so alles geschah.
Wenn die Hundebabys zur Welt kommen, sind sie taub und blind. Sie hören nur ganz dumpfe Geräusche und nehmen nur hellere Lichtverhältnisse wahr. Das hat die Natur perfekt hinbekommen.
Man muss sich vorstellen, dass die Welpen, ausgestattet mit allen Sinnen - sehen, hören, riechen, tasten, absolut überfordert wären, da sie sich den Eindrücken von außen noch gar nicht stellen können.
Daher ist riechen und tasten zur Zeit DER Sinnesraum, in dem sie sich orientieren und zurechtfinden.
Die Bewegungen beschränken sich auf Kreiskriechen und Suchpendeln.
Das Pendeln des Kopfes, eine seitliche hin und her Bewegung des Kopfes, ermöglicht ihnen die Futter- und Wärmequellen, also die Geschwister und die Mama zu finden.
Wärmequellen sind enorm wichtig für jeden Welpen, da sie jetzt noch nicht ihre Temperatur alleine regulieren können.
Kontaktliegen ist daher lebensnotwendig um nicht auszukühlen. Sie nehmen den Geruch von Emma mit der Muttermilch auf und finden sie.
Hunde können Stereo riechen, also in zwei Richtungen gleichzeitig.
Das Suchpendeln ermöglicht es ihnen, den Geruch der Mamma zu lokalisieren und an die Milchbar zu gelangen.
Das Kreiskriechen bringt sie immer wieder in die Nähe der Geschwister und durch das Kopfstoßen, Vorderbeinstoßen (Milchtritt) geben die Zitzen ordentlich Milch frei.
Diese Fähigkeiten sind angeboren.
Die Lernfähigkeit ist noch gering, aber auf negative Reize können die Welpen sehr wohl mit Stressäußerungen reagieren. Die Umwelt hat also in dieser Phase bereits Einfluss auf die Entwicklung der Welpen.
Damit sie von der Mama gefunden werden, sollten sie sich einmal zu weit von ihr entfernt haben, stoßen sie bestimmte Lautformen aus, die sie nur in den ersten 4-5 Wochen äußern.
Die Mutter reagiert auf diese Äußerungen extrem sensibel.
Sie würde, sobald ein Welpe auf diese Art und Weise auf sich aufmerksam macht, sofort reagieren und nach dem Welpen schauen.
Die erste Lautform ist das sogenannte Quärren.
Ein langgezogener, nasaler und gepresster Ähh-Laut. Man hört ihn nur während der 1.-5. Lebenswoche. Er ist dann von den Welpen zu hören, wenn sie sich isoliert fühlen oder ihnen zum Beispiel kalt wird. Man hört ihn auch während der Bauchmassage durch die Mama, beim Suchen der Zitzen oder während des Schlafens.
Die Bauchmassage ist notwendig. Die Welpen sind noch nicht in der Lage Pippi und Kot alleine abzusetzen. Da brauchen sie Unterstützung um den Reflex des sich lösen können auszulösen.
Gismo ist Emma dabei ein wertvoller Unterstützer.
Er nimmt diese Aufgabe sehr ernst und widmet sich hingebungsvoll der Köperpflege der Kleinen.
Neben dem Quärren gibt es noch andere infantile Laute. Da hören wir jetzt zum Beispiel ein Brummen.
Beim Brummen handelt es sich um einen extrem langen und stark unregelmäßiges Vibrato, ein Unmutslaut.
Als Mucken werden kurze, tiefe und leise aufeinanderfolgende Mm-Laute bezeichnet.
Man hört sie jetzt während des Kontaktliegens. Sie haben wohl eine Art Beruhigungsfunktion. Sie werden aber auch bei Körperkontakt Verlust geäußert, wenn der Welpe sich unwohl fühlt und dadurch leichten Stress anzeigt, sowie nach Widerherstellung der Zufriedenheit.
Bei Störungen, wenn das Geschwister auf einen herumkrabbelt und nervt, kann man diese Laute ebenfalls hören.
Schon jetzt wird nicht alles kommentarlos hingenommen. Diese Art der Lautäußerung verschwindet sehr bald wieder.
Wir hören sie vielleicht noch 2 Wochen und dann nie mehr.
Es wird gefiept. Das sind kurze, starke oder auch langdauernde Laute, die schreiartig so lange geäußert werden, bis der Kontakt zu den Geschwistern oder der Mama wiederhergestellt ist.
Fieplaute haben Bestand.
Sie werden auch später noch zum Einsatz kommen. Bei Schmerzen, Umweltreizen mit Unsicherheit, bei passiver oder aktiver Unterwerfung, bei Bedrohung usw.
Ein weiterer infantiler Laut ist das Murren. Eine Vorstufe des Knurrens.
Ab dem 13.-17. Lebenstag entwickeln sich die Knurrlaute.
Die knubbeligen Acht befinden sich in der Zeit der inneren Zuwendung.
Ihr Alltag besteht aus Fressen und Schlafen, d.h. sie wenden sich ausschließlich sich selbst zu.
In dieser Zeit bildet der Hund die erste Garnitur an Geborgenheitsreizen. Diese besteht in erster Linie aus Emma, Gismo, den Geschwistern und natürlich Svenja. Die Wurfkiste trägt ebenfalls dazu bei. Hier gibt es für die Familie kuschelige Decken, Plüschtiere, die den Herzschlag imitieren und so ebenfalls für Ruhe und Geborgenheit sorgen. Verschiedene Untergründe lernen die Zwerge so ganz nebenbei schon kennen bzw. sie empfinden mit dem Tastsinn verschiedene Untergründe. Decken, Kunstrasen, Vliesunterlagen usw.
Das Nervensystem ist noch nicht fertig ausgebildet, die Welpen sind motorisch noch nicht in der Lage zu laufen, testen aber ihre Fähigkeiten gewaltig. Dieser Wurf jedoch ist in seiner Entwicklung definitiv voraus.
Das Hörsystem ist seit dem 10. Tag funktionell. Jetzt bekommen sie schon einiges mit. Aber sie sind so was von gechillt. Nichts bringt sie aus der Ruhe!
Das Pflegeverhalten von Emma und die täglich durchgeführten taktile Reize durch Svenja nehmen einen großen Einfluss.
Die Welpenpflege wird zum grooming. Die Zuwendungen etablieren Beziehungen und soziale Bindung. Die täglichen Berührungen durch mittlerweile ihnen geruchlich bekannte Personen werden als normal und zum Leben dazugehörend wahrgenommen und lösen bei den Welpen keinen Stress aus.
Ganz im Gegenteil.
Kuscheln und auf den Bauch eines Menschen liegen entspannt und macht müde und schläfrig.
Diese Welpen werden es lieben.
Die Augen haben sich bei allen geöffnet. Sie werden in der nächsten Woche ihre Umwelt ganz anders wahrnehmen. Dann werden Interaktionen noch deutlicher zu sehen sein. Dann wird in vorbeikommende Schwänzchen gebissen und an Ohren geknabbert. Die Laute bekommen ebenfalls eine andere Bedeutung.
Manch einer von den 8ten war schon recht aktiv, obwohl sie noch nicht sahen wohin sie "liefen". Erkundungsverhalten wird als nächstes auf dem Programm stehen.
Die nächste Woche wird anders spannend.
Ihr Gewicht haben sie mehr als verdoppelt und ihr Hunger auf die Welt ist zu spüren.
Bis bald, bleibt neugierig.