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Orientierung

Mein erster Name, den sie mir gegeben hatten war „Honey“.

Meine Menschin fand ihn nicht so passend, da von zuckersüß eigentlich nur das Aussehen passte. Ich war ein richtiger Feger.

Versuchte alles zu vertreiben, was mir bedrohlich vorkam. Das hat sich nach 5 Jahren schon verändert, man lernt ja schließlich dazu. Fremde Menschen finde ich oft noch sehr gewöhnungsbedürftig. Ich mach sie nicht mehr (alle) an aber ich weiche oft zurück. Schau sie mir lieber aus der Distanz an, neben meiner Menschin.

Aber fremden Menschen sind manchmal echt übergriffig. Grapschen sie doch einfach nach mir und wollen sogar über meinen Kopf streicheln – unverschämt! Was bilden die sich eigentlich ein?

Selbst der Kellner in Florenz konnte sich nicht an meinem Anblick sattsehen. Immer wieder kam er an unseren Tisch und suchte den Kontakt zu mir. Nervend. Mal ganz davon abgesehen, dass er sich jedes Mal seine Hände hätte waschen müssen nachdem er eine Haarspitze von mir erwischt hat. Meine Menschin parkte mich dann ganz einfach außer Reichweite und dann war Schluß.

Einmal, so hat sie mir erzählt, kamen Kinder auf ihren ersten Hund zu gelaufen. Ruby war wohl ganz anders als ich. Sanft, lieb, den Menschen zugetan. Auch hatte sie ihren eigenen Kopf aber trotzdem war sie sehr kooperativ. Nun ja, sei es drum, jetzt bin ich hier!

Aber zurück zur Geschichte.

Ruby schlief oder ruhte und die Kinder kamen auf die beiden zu. Der Papa sagte zu den Kindern: "Geht mal gucken, den Hund könnt ihr streicheln".

Man muß dazu erwähnen, dass meine Menschin und Ruby im Zoo waren. Die Kinder rannten also auf Ruby zu und streichelten sie!!!

Meine Menschin sprang daraufhin auf und streichelte und drückte die Kinder.

Sie hatte Ruby wohl vorgewarnt, dass da jetzt was kommt, damit sie sich nicht erschreckt.

Der Vater aber war wohl total entsetzt, die Kinder auch.

„Wie kommen sie dazu meine Kinder zu drücken und zu streicheln?“ hatte er wohl gefragt. „Nun ja, ich dachte, das wäre bei ihnen normal und gleiches Recht für alle“, erwiderte meine Menschin.

Sie hat ihn dann wohl aufgeklärt, dass das Verhalten von ihm und den Kindern nicht geht usw.

Ich wäre gerne dabei gewesen, hihihi.

 

Wir werden mittlerweile ganz gut darin unsere Jobs zu machen.

Meine Menschin regelt hier viel für mich und ich übernehme nur noch manchmal die Rolle des Inspekteurs.

Ich habe super gute Ohren und ich höre alles. Einiges kann ich mir nicht erklären, daher gebe ich das dann lautstark an meinen Menschen weiter. Zuweilen schlafen sie ja noch und würden das gar nicht mitbekommen. Ihren Unmut kann ich dann nicht nachvollziehen. Kann ich etwas dafür, dass die Geräusche sich nicht an eine passendere Uhrzeit für meine Menschen halten?

Gut 5:30 Uhr ist vielleicht etwas früh, aber die, weswegen ich Alarm mache, sind ja schließlich auch Menschen wie mir meine Familie erklärt hat.

Jäger.

Fast jeden Morgen kommen sie hier hochgefahren, als ob es keinen anderen Berg gäbe und ballern dann für 3 Stunden hier herum.

Das nervt.

Dazu muß ich erwähnen, dass vor unserer Abreise unsere „lieben“ Nachbarn zu Hause mich zu Tode erschreckt hatten.

Ja, so war es. Gegen Party im Allgemeinen habe ich überhaupt nichts, aber gegen die plötzliche Ballerei mit Silvesterböllern. Silverster war bis dato für mich kein Problem aber diese plötzliche Knallerei aus Nachbarsgarten, war die Hölle. Seitdem bin ich mehr als besorgt, ich habe Angst.

Und nun sind die Knallköppe auch noch hier oben im nirgendwo!

 

Das veranlasst mich die Nähe zu meinen Menschen aufzusuchen und ganz mich ganz nah bei ihnen aufzuhalten. Gut, mein Papa Mensch bekommt davon nicht ganz so viel mit aber meine Menschin schon.

Gestern war wieder so ein Morgen und dann folge ich ihr wie ein Schatten und man mag mir glauben, ich kann mich bewegen wie eine Katze. Lautlos, schnell und schleichend- ich hab alles im Programm.

Meine Menschin ging ins Bad. Ich mit.

Ich wußte dass sie gleich in die Dusche geht. Ich war schon drin.

Was soll ich sagen, sie hat tatsächlich das Wasser angemacht. So hatte ich mir das nicht vorgestellt.

„Eine Dusche kann dir nicht schaden, du mußt aber mein Duschgel benutzen“, hörte ich sie noch sagen.

Nicht mit mir. Ich bin dann mal weg.

Gewartet habe ich anschließend vor der Duschtür.

Auch in der Nacht bin ich ziemlich anhänglich. Nein, leid tut es mir nicht, dass die beiden sich so im Bett verdrehen. Ich brauch das jetzt. Körperkontakt.

Ihr Problem. Sie schleppen mich in fremde Gegenden, zu fremden Menschen ,mit fremden Geräuschen… dann müssen sie auch damit leben, dass ich mich ganz an ihnen orientiere – Tag und Nacht!

Orientierung ist ihnen ja schließlich so wichtig.

Bis bald

Eure Lilly

Ich freue mich auf ihre Nachricht

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